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  • AutorenbildNord-Cast Detlef Arlt

Frischer geht’s nicht: Hofläden auf Eiderstedt

„Frisch aus der Region“, das ist so ein Etikett, das sich Supermärkte und sogar Discounter inzwischen gern auf die Fahnen schreiben. Sie hängen sich gern an den Trend zu gesunder Ernährung und den finden Verbraucher zunehmend in regional angebauten Produkten. Wirklich regional, ja sogar lokal vom eigenen Hof gibt es sie aber nur in den Hofläden unserer Bauern vor Ort – wie zum Beispiel bei uns auf Eiderstedt. Wir haben sie besucht.

„Urban farming“, Gemüseanbau im Kleingarten oder sogar „rent an Acker“, Großstädter werden immer erfinderischer, wenn es darum geht, sich mit frischen und gesunden Lebensmitteln zu versorgen. Sie bleiben eine Minderheit.

Die meisten lassen sich Gemüsekisten frisch vom Hof liefern oder fahren am Wochenende zu einem der immer mehr werdenden Hofläden in der Umgebung, in denen die Erzeuger ihre Produkte frisch vom Acker oder aus dem Stall ohne Umwege direkt an die Verbraucher verkaufen. Das funktioniert auch im Urlaub auf Eiderstedt ganz hervorragend, denn unsere Hofläden haben eigentlich alles, was die Urlaubenden zum Leben in der Ferienunterkunft brauchen – und oft genug noch viel mehr und sogar in Bio-Qualität.


Bioland-Hof Pauls: Biofleisch und Biogemüse aus der Region

Bereits in der zweiten Generation betreibt die Familie Pauls ihren landwirtschaftlichen Betrieb nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus, seit über 25 Jahren sind sie bereits bio-

zertifiziert und seit langem Mitglied im Bioland-Verband. Heute ist Jan Christian Pauls Herr über die mehr als 150 Kühe, deren Nachkommen entweder die Milchkuhherde auffrischen oder bestes Eiderstedter Biofleisch liefern.

Hinzu kommen 40 Schafe und Lämmer. Auch ihr Fleisch wird früher oder später unter anderem im Hofladen der Familie Pauls verkauft – er wird gerade ganz neu gebaut. Bis dahin werden im Übergangsladen, der zukünftigen Hofkäserei, die verschiedenen Produkte verkauft. „Unsere Haupteinnahmequelle ist die Bio-Milch, die in der Meierei Witzwort weiterverarbeitet wird“, sagt Jan Christian Pauls. Um die eigene Milch auch selbst zu veredeln, ist eine Hofkäserei auf dem Biohof in Planung. Das Bio- Rind- und Lammfleisch der eigenen Tiere, wird von der Landschlachterei Burmeister in Viöl zerlegt, verarbeitet und wieder in den Hofladen geliefert. Und da liegen dann leckere Bratwürste, Steaks, Braten und Hackfleisch im Eisschrank des Bio-Hofladens Pauls. „Sie finden bei uns alles, was das Herz begehrt und das Tier hergibt“, komplettiert der Bio-Landwirt die Aufzählung. Was es so alles gibt, verrät die Preisliste, die höchst dekorativ auf zwei alten Stalltüren geschrieben steht. Auch die passenden Beilagen zum Biofleisch sind im Hofladen der Pauls zu haben: „Wir verkaufen superfrisches Obst und Gemüse unter anderem vom Biolandhof Schütt aus Dithmarschen, Eier von glücklichen Hennen, Gebäck und Brot von der Joldelunder Bäckerei, Käse, Milchprodukte und vieles mehr“. Sogar Eingemachtes steht in Gläsern auf der Theke – von der Bolognesesoße bis zur Leberwurst ist alles dabei. Ein Bio-Lieferant liefert ein kleines Naturkost-Sortiment für den täglichen Bedarf, sogar Bio-Waschpulver ist dabei.


Landladen Kühl: Erdbeer-Nann und das Hühnermobil

„Nann“ heißt der Mann, und „Mewes“ mit Zweitnamen, beides uralte nordfriesische Vornamen. „Seit mindestens 1750 trägt jeder zweite männliche Kühl den Namen Mewes, das ist schon ganz cool“, findet Nann Kühl, der den Hof auf Hülkenbüll zwischen Garding und Welt im Mai 2020 von seinem Vater übernommen hat.

Hauptprodukt des Kühl-Hofs sind Erdbeeren, die bis in den Herbst im Freiland und in riesigen Foliengewächshäusern auf Gestellen in rückenfreundlicher Pflückhöhe reifen. Außerdem bauen sie noch Kürbisse und Kirschen an. Das neueste Produkt sind die hofeigenen Freilandeier aus dem „Hühnermobil“, einem hochtechnisierten mobilen Hühnerstall, der weit sichtbar auf einer Wiese an der Landstraße steht. 400 Hennen und ein paar Hähne werden im geflügelgerechten Mobilstall jeden Morgen vollautomatisch gefüttert und anschließend in die Freiheit der Wiese entlassen. In der Abenddämmerung kehren sie ganz selbständig in den Stall zurück, bevor sich die Klappen schließen.

Der Instinkt und die Angst vorm Fuchs treiben sie in die kuschelige Sicherheit. Ein wesentlicher Bestandteil des Hofkonzepts ist aber der Landladen im alten, 1841 erbauten Haubarg. Unter Reetdach finden die Besucherinnen und Besucher jede Menge regionale Erzeugnisse, vom umfangreichen Bio-Gemüsesortiment, natürlich mit den Hoferdbeeren Kirschen und Kürbissen, über eine große Auswahl regionaler Spezialitäten bis hin zu Lammfleisch, Schaffellen und einem großen Bio-Sortiment. Den Eingang bewachen verschiedene Stauden, Blumen und Kräuter für die Gärten der Einheimischen und der Ferienhauseigentümer.

Der Laden läuft so gut, dass Nann Kühl ihn im letzten Winter vergrößern musste. „Letztes Jahr war so viel los, dass die Leute gar nicht alle in den Laden passten“, erzählt Nann Kühl. „Da mussten wir vergrößern, auch um die coronabedingten Abstandsregeln einhalten zu können.“ Er könnte zwar noch weiter vergrößern, aber der Flair eines Landladens soll erhalten werden. Einen Land- Supermarkt will Nann nicht, aber vom Frühstück bis zum Abendbrot kann man sich mit allem eindecken, inklusive der Produkte unseres nächsten Hofladens.


Friesische Schafskäserei: Hier lässt es sich Lamm sein

Die 130 Schafe und Lämmer der Friesischen Schafskäserei in Tetenbüll, wohnen, leben und arbeiten in bester Lage: Wenn sie nicht draußen auf der Weide sind, genießen sie in einem riesengroßen Stall frisches Bio-Heu und haben richtig viel Platz. Dazu gibt es bestes Futter und das wird dann zum Hauptprodukt von Monika und Redlef Vollquardsen, die den Bio-zertifizierten Hof seit 2003 betreiben: Schafsmilch, aus der eine Käsemeisterin in der hofeigenen Käserei feinsten Bio-Schafskäse herstellt, ein Produkt, das viele Menschen nur aus dem Bauernsalat beim Stammgriechen kennen.

Dabei hat der Käse aus Schafsmilch eine lange Tradition in Nordfriesland. Und die hat Familie Vollquardsen wieder aufgegriffen, als sie den elterlichen Bioland Rindermastbetrieb in einen Milchschafbetrieb umwandelten. „Unsere Milch verarbeiten wir komplett auf dem Hof zu Schafskäse und vermarkten ihn zu 80 Prozent in unserem Hofladen“, sagt Redlef Volquardsen. er Rest der Produktion der Rest wird an Restaurants, Hotels und Läden in der Nähe geliefert. „Wir stellen verschiedene Schafskäsesorten her, darunter auch einen mindestens sechs Wochen in Salzlake gereiften Fetakäse“, sagt der studierte Öko-Landwirt.

Friesaki heißt der Feta, von dem auch echte Griechen schwärmen. Von ganz frisch bis vollreif reichen die Käsevariationen, je nach Saison und Angebot: „Wir machen ganz jungen Käse, wie den Frischen Friesen, aber auch gereiften Schnittkäse, wie den Tetenbüller oder den Goldtaler,“ beschreibt Monika Vollquardsen das Angebot in der Käsetheke. Aber nicht nur die Milch der Schafe wird verarbeitet. Lämmer, die nicht irgendwann Milchschafe werden, kommen zu einem Biometzger und werden als Fleisch- und Wurstspezialitäten im Hofladen verkauft. Ihre Felle werden natürlich gegerbt und können ebenfalls im Hofladen erworben werden. Dazu gibt es Mode aus Schafwolle und weitere Biospezialitäten aus der Region – ein Paradies nicht nur für Schafe, sondern auch für Käse-Fans.


Der Himbeer-Tobi und sein Gartengemüse

„ Ich bin Himbeere“, sagt Tobias Bönisch über sich und wer sich die vielen Himbeeranken in seinen Folientunneln und im Freiland anschaut, muss ihm Recht geben. Aber Tobi ist nicht nur Himbeere, sondern auch Salat und anderes Gemüse.

Auf eigenem Land kurz vor Oldenswort baut der Himbeerexperte streng ökologisch Gemüse und Himbeeren an. Blumenkohl, Broccoli, Zucchini, Tomaten, Salat – alles, was das Herz begehrt und die Saison hergibt, pflückt Tobi für seine Kunden frisch vom Feld, wenn er vor Ort ist. Ist das Tor zu, liegen die entsprechenden Feldfrüchte im originellsten Regal Eiderstedts: einem alten Kanu. Bezahlt wird auf Vertrauen in eine bereitgestellte Kasse. Vor drei Jahren hat der Anbauberater und Vertriebler für ökologische Pflanzenstärkungsmittel damit angefangen. Mittlerweile läuft das Geschäft so gut, dass Tobi einen weiteren Acker in Katharinenheerd dazu gepachtet hat, um sein Modell zu erweitern. Zahlreiche Gastronomen kommen bei ihm vorbei und pflücken sich Salat und Saisongemüse für ihre regionale Küche. Gerade eben war der Chef vom Salt & Silver hier und hat sich die Kiste vollgepackt.

„Das Gemüse schmeckt immer am besten, wenn es frisch vom Feld kommt“, weiß Tobi als studierter Agrarwissenschaftler ganz genau. Anfangs hat er auch unbedarften Kundinnen und Kunden angeboten, selbst zu ernten, mittlerweile macht er das nur noch, wenn er dabei ist. „Es ist einfach zu viel kaputt gegangen“, sagt er bedauernd. Keine böse Absicht, aber man muss einfach wissen, wie man sich im Feld bewegt. Sein fünfjähriger Sohn Piet weiß das, und er nascht am liebsten Himbeeren.


Blütenpracht mit Vertrauenskasse

Kurz hinter dem Ortsausgangsschild Garding öffnet sich den Vorbeifahrenden Richtung Tönning auf der rechten Straßenseite urplötzlich der Blick auf ein pachtvolles Blütenmeer. „Blumen zum Selbstpflücken“ steht auf einem weißen Schild und „Nur bezahlte Blumen bringen Freude“, darunter eine gut gesicherte Metallkasse.

„Über 90 Prozent der Kunden halten sich daran und bezahlen ihre Blumen“, sagt Biolandwirt Mathias Kruse aus Österdeich bei Büsum, der dieses Blumenfeld betreibt. Manchmal findet er allerdings auch ausländisches Geld in seiner Kasse – besonders im August, wenn die Leute von ihren Auslandsreisen zurückkommen. Vor sechs Jahren ist er auf die Idee gekommen. Die Familie seiner Frau betreibt in Hessen ähnliche Pflückanlagen. Sein erstes Blumenfeld hat er 2017 in Österdeich angelegt, die Resonanz war überzeugend. Daraufhin hat sich Mathias Kruse weitere Felder in der Gegend gepachtet. „Ich suche mir Ecken aus, die an befahrenen Straßen liegen und für den Landwirt nicht so interessant sind.“ Heute betreibt er acht Felder, auf denen er während der ganzen Saison verschiedene Blumen pflanzt.

Von Mai bis Oktober blüht es auf den Feldern von Mathias Kruse. Den Anfang machen die Tulpen, gefolgt von Gladiolen, Dahlien, Chrysanthemen, Sonnenblumen und Bartnelken für die nächste Saison. „Es soll ja nicht langweilig werden“, sagt der Landwirt, der auch 300 Bio-Schafe hält. IN einer kleinen Sandkiste unter der Kasse stecken die roten Messer, die die Kunden sich zum Blumenschneiden mitnehmen. Davon braucht der Blumenzüchter ca. 100 Stück pro Saison, denn es scheint überall ein Mangel an Kartoffelschälmessern zu herrschen. Am meisten freut sich Mathias Kruse über kleine Botschaften, die seine Kunden zusammen mit dem Geld in die Kasse stecken: „Du rettest mir den Hochzeitstag“ oder „Danke für die schönen Blumen“, schreiben die Menschen. „Ich baue auch Kohl an, aber dafür hat sich noch keiner bei mir bedankt.“ So rettet er mit seinem Blumenfeld nicht nur zahlreiche Ehen, sondern bereitet ganz vielen Menschen eine frische Freude.


Adressen:

Biolandhof Pauls

Markenkoog 1

25836 Welt

Telefon: 04862 949

Öffnungszeiten: Do. – Sa. 9 bis 13 Uhr


Landladen Kühl

Hülkenbüll 2

25836 Kirchspiel Garding

Telefon: 04862 339

Öffnungszeiten: Mo. – Sa., 8 bis 18 Uhr, So, 10 bis 16 Uhr


Friesische Schafskäserei

Kirchdeich 8

25882 Tetenbüll

Telefon 04882 348

Öffnungszeiten: Mo. – Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa,, 10 bis 14 Uhr


Milchtankstelle Ferienhof Gravert

Osterende 2

25881 Tating

Telefon 04862/759


Milchtankstelle Bauernhof am Wattenmeer

Familie Clausen

Norderheverkoogstraße 25

25836 Osterhever

Telefon 04865/633

www.bauernhof-am-wattenmeer.de


Eiderstedter Gartengemüse

Westeroffenbülldeich 3

25870 Oldenswort

Telefon 0176/63883291


Blumenfeld Garding

Ovesweg/Tönninger Straße

25863 Garding





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