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  • AutorenbildNord-Cast Detlef Arlt

E-Bike Expedition Eiderstedt: Mit Maren und E-sel über die Halbinsel


Da haben wir uns was vorgenommen, Maren und ich. Wir beide wollen mit dem Fahrrad unser geliebtes Eiderstedt erkunden – aber nicht mit irgendeinem Fahrrad. Wir testen zum ersten Mal einen elektrischen Drahtesel, auch E-Bike oder Pedelec genannt. Haben wir noch nie gemacht – ein Abenteuer, das Ihr aber unbedingt nachmachen müsst.


Ich wollte schon immer mal ein E-Bike ausprobieren – und warum nicht gleich auf unser aller Lieblingshalbinsel Eiderstedt. Aber dann mit einer Expertin, die Eiderstedt wie ihre

Westentasche kennt: Maren Hansen vom Ferienhof Fleudenberg in Kotzenbüll. Sie ist Fremden- und Stadtführerin, organisiert und begleitet Bustouren, ist Glücksbotschafterin und Landfrau und kennt alles und jeden auf Eiderstedt. An einem sehr sonnigen Freitag im Mai geht es los: Wir treffen uns um 10 Uhr am Beach Motel in Ording mit Björn Walluks, dem Inhaber von Cruiser King. In seinem coolen Laden im Untergeschoss des Beach Motel kann der Fahrradfan verschiedenste aktuelle Fahrräder leihen oder kaufen – vom Citybike über amerikanische Cruiser & Townies,bis hin zu Lastenräder und eben E-Bikes.


„ Ich habe für Euch heute zwei Electra Townie Go Pedelecs mit Bosch Mittelmotor, zwei hydraulischen Scheibenbremsen, Freilauf und einer Acht-Gang-Nexus-Nabenschaltung“, erklärt uns Björn. Wir nicken beeindruckt. Hört sich gut an und die Dinger sehen auch echt cool aus. Das Gute: Wir sitzen aufrecht und können mit den Füßen sicher den Boden berühren. Björn gibt uns eine ausführliche Einweisung und wir fahren los – erst mal im bequemen Tourenmodus. Wenn etwas ist, sollen wir anrufen, ruft Björn uns hinterher.

Unsere erste Etappe führt uns von Ording nach Tümlauer Koog. Immer am Deich lang fahren wir auf unseren Cruiser Kings in gutem Tempo die Straße auf der Landseite des Deiches längs, Maren voran, ich hinterher. Wir treten gegen einen steifen Ostwind an, das merken wir aber nur in den Haaren. Der Boschmotor leistet erstklassige Unterstützungsarbeit. Es ist schon fast peinlich, wie mühelos wir an „Normalpedalos“ vorbeiziehen, einige gegenwindgepeinigte Kinder werfen uns neidische Blicke zu. Wir passieren brütende Austernfischer und Schafsmütter mit ihren kleinen Lämmern und müssen immer wieder absteigen, um die Weidetore zu öffnen.


Dann kurz auf Turbo hochschalten und ab geht es über den Deich zum Yachthafen von St. Peter-Ording. Früher lagen die Fischkutter im Hafen am Tümlauer Koog, aber da der Hafen zunehmend versandet, sind sie nach Everschopsiehl umgezogen. Heute liegen Sportboote hier, die aber nur bei Flut durch eine schmale Fahrrinne, das Meer erreichen. Bei Ebbe können sie auch schon mal auf dem Trockenen liegen. Am Bootshaus treffen wir Sigrid von Dohlen, Vorsitzende der Eiderstedter Landfrauen.

Sie erwartet uns mit Sekt, Saft und Nüssen. „Was macht ein Landfrauenverein?“, fragt der unwissende Städter. „Wir machen gemeinsame Ausflüge - mit Maren als Reiseleiterin - treffen uns zu Veranstaltungen, Vorträgen oder auch einfach zum Basteln oder zum Klönschnack.“ Bevor wir weiterfahren, dekorieren Maren und Sigrid unser Cruiser Kings noch mit Blumen und dem Landfrauenschal - schön.

Unsere zweite Etappe führt uns vom Deich weg quer durchs Land. Dabei passieren wir eine so genannte Stöpe, eine gemauerte Durchfahrt durch den Deich: Die Stöpe ist ein verschließbarer Durchlass in einer Deichlinie,“ erklärt mir Maren. „Bei Sturmflutgefahr können die im Stöpenhaus lagernden Balken in die Führungsschienen der seitlichen Stützmauern eingelegt und der Deich damit verschlossen werden.“

Weiter geht es zum Norderheverkoog, zum Biohof der Familie Clausen, an deren schwarz-bunter Milchtankstelle wir auftanken: Wir zapfen die frische Bio-Milch aus dem Automaten zapfen und genießen sie eiskalt . Was für ein Unterschied zur Discountermilch!



Wir fahren wieder Richtung Wasser nach Everschopsiehl, zum Hafen. Dort erklärt Maren Hansen mir die Eiderstedter Wasserwirtschaft: Hinter dem Deich befindet sich ein künstlich angelegtes Speicherbecken, das das anfallende Grund- und Niederschlagswasser von 6.000 Hektar Land auffängt. Bei ablaufendem Wasser und niedrigerem Wasserstand als im Speicherbecken läuft das Wasser durch die Stammtore des Siels im Deich in die Nordsee. Ohne die 62 Kilometer Außendeiche mit acht Metern Höhe und die 110 km zweite Deichlinie würde Eiderstedt immer wieder überschwemmt werden.“ Maren kann wirklich super erzählen. Eigentlich schnacken wir auf der ganzen Tour nur platt – ich übersetzte das hier nur, zum besseren Verständnis.



Jetzt fahren wir direkt am Wasser entlang Richtung Uelvesbüll. Maren weißt mich auf die umfangreichen Küstenschutzmaßnahmen im Vorland hin - für viele nur kleine Zäune aus Ästen und Zweigen. Vorbei an der stolzen Kirche des idyllischen Dorfs, biegen wir in eine kleine Straße ab und gelangen zum Porrendeich, ein unwirklich schönes Örtchen mit alten, reetgedeckten Fischerhäuschen hinter einem kleinen Deich, der früher die Nordsee abgehalten hat. Heute ist hier Wiese zu sehen. Aber die Überreste von Deichbrüchen und Überflutungen sieht man auch hier noch: „Wenn ein Deich brach und das Wasser schwallartig ins Land strömte, riss es tiefe Löcher in den Boden. Die blieben, wenn sich die Nordsee zurückzog“, erzählt Maren. „Diese sogenannten Wehlen sind heute fünf bis sieben Meter tief und werden als Bade- und Fischteiche genutzt“.



Nun ist Halbzeit. Kurz hinter Porrendeich biegen wir zu unserem Mittagsziel ab: dem berühmten Roten Haubarg. Der zwischen 1647 und 1648 erbaute Haubarg liegt in einem wunderschönen Garten und beherbergt heute ein Restaurant mit Café und Museum. Er ist der einzige, öffentlich zugängliche Haubarg auf Eiderstedt. Beim Abstellen der E-Bikes bemerken wir, dass unsere Akkus fast leer sind. Der steife Gegenwind hat den Strom gefressen. Ich rufe Björn Walluks an, der in einer halben Stunde hier sein wird, um die Akkus zu tauschen. Zeit also für einen Imbiss.


Wioletta Gattorf, die Inhaberin des Restaurants, erwartet uns schon. Sie serviert uns auf der großen Terrasse mit Blick auf den Park einen wunderbar frischen Schafskäsesalat und hinterher gibt es einen doppelten Espresso Macchiato – das Leben kann schon schön sein. Kaum sind wir fertig, erscheint Björn mit den Akkus – supernett und entspannt hat er sie ausgetauscht. Was für ein Service, Danke, lieber Björn.


Frisch aufgeladen fahren wir mit den Cruiser Kings nach Witzworth. Bisher tut noch kein Muskel weh, auch der Hintern meldet sich nicht, dank der gut gepolsterten Sätteln. In Witzworth wollen wir bei der Nordmilch e.G. vorbeischauen, einer Genossenschaftsmeierei, die 1894 von einigen Witzworther Bauern gegründet wurde. Mittlerweile ist daraus ein Riesenbetrieb geworden: „Wir bekommen jeden Tag ca. 600.000 Liter Milch geliefert, die wir bei uns zu verschiedenen Produkten verarbeiten,“ sagt der für Logistik und Vertrieb verantwortliche Alexander Diehl. Im gemütlichen eigenen Hofladen (Mo – Sa 8.00 – 12.00, Di. geschlossen) finden wir neben Käse, Marmelade oder Bio-Wein aber auch Spezialitäten wie dänischen Trinkjoghurt und natürlich den „Traum von Eiderstedt“, den besten Joghurt der Welt, finde ich. Zum Schluss dürfen wir das dänische Geheimnis lüften: Wir probieren Koldskål, einen köstlichen Trinkjoghurt mit Zitronen und Vanillegeschmack. Den köstlichen Drink gibt es leider nur im Sommer.


J

etzt kommt langsam die Lust auf Fleisch. Gut das wir nach Oldensworth weiterfahren. Dort hat der Landschlachter Kühn seinen Laden. Kay und Karsten Kühn verstehen sich als Qualitätshandwerker vom alten Schlag. Sie kaufen ihre Schweine, Rinder und Schafe nur von Bauern aus der Umgebung. „Wir kennen jeden Züchter persönlich und damit jedes seiner Tiere, wir wissen, wie sie aufgewachsen sind und wie sie gefüttert wurden“, sagt Kay Kühn. Weidemast ist ein Muss bei Rind und Lamm. Kein Tier wird länger als 15 Minuten transportiert, also kein Stress, keine Hektik, keine Massenabfertigung. Wurst und Fleisch sind entsprechend gut. Kein Schrumpfkotelett - so soll es sein. Der Geschmack ihrer Produkte ist entsprechend. Wir stärken uns mit einem hausgemachten Würstchen.



Nun müssen wir aber wieder die E-sel satteln, es ist Kaffeezeit und wir haben eine gute Strecke zu bewältigen. Auf geht’s nach Tetenbüll. Fragen Sie nicht nach dem Weg. Ich weiß ihn nicht, ich fahre immer brav hinter Maren her. Eine knappe halbe Stunde sind wir unterwegs zur Kuchenbäckerin meiner Träume: Inke Thun „Caféleiterin“ im Café Theatrium. Heute serviert sie uns eine legendäre Himbeertorte sowie eine wahnsinnig gute Schoko-Baileystorte. Wir sitzen draußen, mit Blick auf fette Marschweiden mit Kuhbevölkerung – und da fällt Maren doch gleich wieder etwas

Interessantes ein: „Man sieht immer einen kleinen Puckel und dazwischen kleine Rinnen auf den Eiderstedter Weiden „Acker und Furche genannt. Bei Überschwemmungen sammelt sich das Vieh auf dem kleinen Hügel und das Wasser fließt durch die Furchen in die Entwässerungsgräben, die früher die Weidezäune ersetzten. Die Kuhle mittendrin dient als natürliche Tränke“


Nun wird es langsam Abend. Zeit für die Rückkehr. Über kleine Straßen, Feldwege und in kurzes Stück Bundesstraße lotst Maren mich zurück nach Ording. Björn, der nette Cruiser King, wartet schon auf uns. Bummelige 70 Kilometer sind wir bei Kaiserwetter und steifen Ostwind gefahren. Es war wunderschön, ich habe viel dazugelernt – und so ein E-Bike, das werde ich mir auch mal gönnen. Wer diese Tour nachfahren möchte, wendet sich am besten an Maren Hansen oder Björn Walluks.


Cruiser King

Björn Walluks

Am Deich 31 – im Beach Motel

25826 ST. Peter-Ording

Telefon: 04863 95 01 69 0


Ferienhof Fleudenberg

Maren Hansen

Axendorfer Weg 2

25832 Kotzenbüll

Telefon: 04861 52 05

www.marens-landpartie.de

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